Laufendes Projekt
Lamarckismus – ein Fall der Epigenetik ?
Entwicklung der Flugqualitäten bei der Haustaube – Empirische Forschungen zur Vererbung erworbener Eigenschaften
Seit der Domestikation der verschiedenen Unterarten der Columba livia hat der Mensch den Phänotyp und das natürliche Verhalten dieser Spezies bedeutend verändert. Im Laufe der Jahrhunderte ist es den Taubenzüchtern gelungen, neben der Variation von Form und Farbe verschiedene Flugstile und –fähigkeiten zu entwickeln und dauerhaft erblich zu fixieren (z. B. Purzeln, Hochflug, Orientierungsflug über weite Distanzen usw.).
Doch spätestens seit Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als die für gesichert gehaltenen Erklärungsmodelle dieser Veränderungen angezweifelt wurden, stellt sich die Frage, ob diese neuen, in menschlicher Obhut erzielten Qualitäten allein mit dem klassischen Modell der Vererbung zu erklären sind, d.h. durch „zufällige“ Mutation der DNS und menschliche Selektion, oder ob sie vielmehr als eine durch die „Umwelt“ verursachte oder doch zumindest beeinflusste Veränderung des Vererbungsvorgangs gedeutet werden müssen (Lamarckismus).
Dank ihrer Fruchtbarkeit und schnellen Generationsfolge erlaubt uns die Haustaube, diese epigenetische Hypothese unter quasi natürlichen Bedingungen empirisch zu überprüfen und so ethisch problematische Laborversuche zu vermeiden.